Gentechnikfreie Gemeinde

– Nur Punkt 4 wurde angenommen –

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich stelle zur nächsten Gemeinderatssitzung folgenden

Antrag:

  1. Die Gemeinde Gilching bekennt sich zur Tradition kleinbäuerli­cher Landwirtschaft ohne Agro-Gentechnik.
  2. Die Gemeinde unterstützt die Bestrebungen der bäuerlichen In­stitutionen (Bauernverband, Bioverbände) zur flächendecken­den Be­schaffung von GVO-freien Futtermitteln.
  3. Die Gemeinde nützt alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel zur Verhinderung eines möglichen Anbaus von gentechnisch verän­derten Organis­men (GVO) auch zu Forschungszwecken und vor allem im Freiland.
  4. Die Gemeinde verzichtet in ihren eigenen Einrichtungen (z.B. Schulen, Kindergärten, Horte, Mittagsbetreuung, Altenheim) auf die Verwendung von gentechnisch veränderten Orga­nismen.
  5. Die Verbandsräte der Gemeinde im Zweckverband für weiterführende Schulen im westlichen Teil des Landkreises Starnberg werden aufgefordert, in diesem Gremium ebenfalls zu beantragen, bei den Essensangeboten für die Schülerinnen und Schüler auf die Verwen­dung von gentechnisch veränderten Orga­nismen zu verzichten.
  6. Die Gemeinde appelliert an die lebensmittelverarbeitenden Be­triebe, ihre Produkte ohne gentechnisch veränderte Organis­men her­zustellen und dies öffent­lich darzustellen.
  7. Die Gemeinde bekennt sich in ihrer Öffentlichkeitsdar­stellung zum Ziel, gentechnikfreie Zone zu sein.
  8. Die Gemeinde beauftragt den Umwelt- und Verkehrsausschuß in seiner nächsten Sitzung, den Antrag gentechnikfreie Zone zu werden, weiter zu behandeln.

Begründung: 

Bei kaum einem anderen umweltpolitischen Thema herrscht in Deutsch­land und Europa soviel Einigkeit wie beim Thema Agro-Gen­technik: Vier von fünf Bürgerinnen und Bürgern lehnen den Einsatz der Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion ab, 95 Prozent aller KonsumentInnen verlangen eine klare Kennzeichnung von Produkten, bei deren Herstellung Gentechnik mit im Spiel war. Diese Einstellung ist seit 15 Jahren nahezu konstant geblieben und zieht sich quer durch alle europäischen Länder.

Deutlicher kann ein Signal an Politik und Industrie kaum ausfallen. Es sind weder die Auswirkungen von gentechnisch veränderten Le­bensmitteln auf die menschliche Gesundheit hinreichend bekannt noch die ökologischen Risiken der Agro-Gentechnik auch nur annä­hernd ab­schätzbar.

Im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln werden in erster Linie zwei Gesundheitsrisiken diskutiert: das Ent­stehen von neuartigen Allergien und von weiteren Antibiotikaresis­tenzen. Schließ­lich werden mit Hilfe der Gentechnik Bestandteile in die Nahrung einge­baut, die der Mensch nie zuvor im Essen hatte. Und die von der neu ein­gebrachten Erbinformation produzierten Pro­teine stehen im Verdacht, Lebensmittelallergien auszulösen. Dar­über hinaus enthält eine Vielzahl von Genpflanzen Antibiotikaresis­tenzgene, die sich auf Bakterien im menschlichen Darm übertragen können. Dadurch besteht die Gefahr, dass immer mehr in der Human­medizin genutzte Antibiotika unwirksam werden.

Für den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft gilt: Wir wis­sen, dass wir nicht viel über langfristige, indirekte und komplexe Wechselwir­kungen von gentechnisch veränderten Pflanzen mit der agrarischen und nicht-agrarischen Umwelt wissen. Sofern jedoch Befunde vorliegen, ge­ben diese Anlass zur Besorgnis: So können sich genveränderte Pflanzen in allen Ökosystemen ausbreiten und ihr Erbgut auf verwandte Wildarten übertragen. Dadurch haben sich bereits jetzt einige Ackerkräuter zu „Su­perunkräutern“ entwickelt, die nur noch mit einer Mischung verschiede­ner Pflanzenschutzmittel bekämpft werden können. Bei insektenresis­tenten Pflanzen hat sich gezeigt, dass das von der Gen-Pflanze produ­zierte Insektengift nicht nur die sogenannten Zielinsekten tötet, sondern auch andere Insek­ten, die das Gift der Gen-Pflanze über die Nahrungs­kette aufgenom­men haben.

Hinzu kommt, dass der kommerzielle Anbau gentechnisch veränder­ter Pflanzen in Deutschland mittelfristig das Aus für die bei uns bis­her noch weitgehend gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmit­telproduktion bedeuten würde. Wohin die Reise auch in Europa ge­hen kann, machen die drei Hauptanbauländer von Gen-Pflanzen, die USA, Argentinien und Kanada vor: Hier findet schon heute eine flä­chendeckende gentechni­sche Kontamination von konventioneller und ökologischer Landwirt­schaft statt, gentechnikfreie Produkte (Saatgut, Futtermittel, Lebensmit­tel) werden immer mehr vom Markt gedrängt. Von einer Wahlfreiheit für VerbraucherInnen, sich für Le­bensmittel zu entscheiden, die bei der Her­stellung nicht mit Gen­technik in Berührung gekommen sind, kann kaum noch die Rede sein.

Aus Gründen eines vorbeugenden Verbraucher- und Umweltschutzes ist der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen daher abzuleh­nen.

Peter Unger

Antrag: Gentechnikfreie Gemeinde

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