Pressemitteilung: Für eine Kultur des Vorbeugens

Pressemitteilung

Die schreckliche Tat an der Albertville Realschule in Winnenden lässt bei uns allen die Frage aufkommen – wie konnte so etwas geschehen? Es haben sicherlich mehrere Faktoren eine ausschlaggebende Rolle bei dem Amoklauf gespielt und es ist Sache der Ermittler vor Ort dies im Detail zu klären – wir können und dürfen hier nicht voreilig urteilen.

Jetzt einen übereilten Aktionismus zu zeigen, könnte leicht die Brücke des Dialogs und des Vertrauens unserer Jugend zum Einsturz bringen.

Als Jugendreferent der Gemeinde Gilching habe ich mich bereits in der Vergangenheit mehrfach für einen Kurs des Dialoges mit unseren Jugendlichen ausgesprochen und auf die Bedeutung von frühzeitigen und langfristigen Maßnahmen zur Vorbeugung der Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen hingewiesen. Mein entsprechender Antrag (Präventionsprogramme an Gilchings Schulen) wurde aber nach Rücksprache mit den Schulleitern vom Gemeinderat mit der Begründung „es bestehe kein Bedarf“ abgelehnt. Meiner Meinung nach ist es fahrlässig, erst dann auf Jugendgewalt zu reagieren, wenn sie sich bereits manifestiert hat. Ich hoffe, dass hier sehr bald ein Umdenken stattfindet.

Erwachsene im Umfeld der Jugendlichen nehmen häufig lange davor wahr, dass diese Schwierigkeiten mit sich und anderen haben, wissen aber nicht wie sie darauf reagieren können. Daher wird problematisches Verhalten von Erwachsenen tendenziell ignoriert, bis deutliche Grenzüberschreitungen geschehen, die Sanktionen erfordern. Wichtige Ansatzpunkte für einfache, wirksame Prävention sind dann aber bereits verpasst.

Daher ist es notwendig frühzeitig mit einer umfassenden Schulung zum Thema Gewalt zu beginnen, bei der Eltern und Kinder erlernen wie Konflikte effektiver gelöst werden können. Einen wichtigen Schritt hat die Gemeinde Gilching meines Erachtens mit der Einstellung der Streetworkerin bereits vollzogen. Wie bereits berichtet wurde in der kurzen Zeit deutlich die Jugendkriminalitätsrate gesenkt. Um diesen Erfolg weiter auszubauen dürfen auf keinen Fall die finanziellen Mittel verringert werden. Im Gegenteil, eine Erhöhung des Budgets ist zwingend erforderlich um verstärkt die Jugendarbeit vor Ort auszubauen und auf eine solide und kontinuierliche Entwicklung zu setzen.

Gerade während der Wirtschaftskrise ist es wichtig, dass Gilchings Familien so viel Unterstützung wie möglich erhalten. Die angespannte Lage zwingt oft dazu, dass beide Elternteile arbeiten gehen. Dadurch wird ein hoher Druck auf alle Familienmitglieder ausgeübt, dem vor allem die Kinder und Jugendlichen ausgesetzt sind. Die dann oft nicht in der Lage sind, diesen immensen Stress richtig zu verarbeiten.

Es ist sicher ein falsches Signal für die Familien, wenn beispielsweise Investitionen in mehr Kindergartenpersonal, damit dies die längeren Öffnungszeiten und intensiveren Elterngespräche abfedern kann, vom Finanzausschuss in nur absolut ungenügendem Maß bewilligt werden. Beschämend finde ich das, denn Gilching ist nicht nur eine der kinderreichsten Gemeinden Bayerns sondern auch eine finanzstarke. Sind denn die Ausgaben in Millionenhöhe für eine Westumgehung, auf der nur Kolonnen von LKWs zu und von den beiden geplanten Asphaltmischanlagen fahren, wirklich das beste für uns Gilchinger?

Jeder Euro, den wir für zusätzliche Stellen für Erzieherinnen, Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Schulpsychologen und Familienberater ausgeben, ist bestens angelegt für eine konsequente Politik der frühzeitigen Prävention. Die von mir immer wieder geforderte „Kultur des Vorbeugens“ muss durch Maßnahmen der öffentlichen Hand begleitet werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Kevin Akpomuje

Für eine Kultur des Vorbeugens

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