Rückblick auf Filmdiskussion der Gilchinger Grünen: Das Mittelmeer aus ungewohnter Perspektive – unterwegs mit dem Seenotrettungsschiff Sea-Eye

Die Gilchinger Grünen haben in Zusammenarbeit mit der Filmstation Anfang April zu einer Filmdiskussion eingeladen. Im Mittelpunkt stand die Dokumentation „Route 4“ zum Themenkreis Flucht und Seenotrettung. Über 15 Monate hat ein Medienteam das Seenotrettungsschiff Sea-Eye auf dem Mittelmeer begleitet. Berichtet wird von den Gefahren auf Migrationsrouten nach, durch und in Libyen. Namensgeberin des Films ist die Route 4, die zentrale Mittelmeerroute. Sie ist die tödlichste Fluchtroute der Welt.

Zu Gast war Andreas Krahl, der für die Grünen im Landtag arbeitet und Crewmitglied auf der Sea-Eye war. Er wollte nicht nur als parlamentarischer Beobachter begleiten, sondern brachte seine berufliche Erfahrung als Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege aktiv an Bord ein.

Damit sich Menschen den immensen Gefahren einer Flucht durch die libysche Wüste und über das Meer nicht länger aussetzen, müssten sichere Fluchtwege geschaffen werden, so Andreas Krahl. Noch immer ertrinken jedes Jahr etwa 2000 Menschen vor den Küsten der europäischen Urlaubsgebiete, die Dunkelziffer liegt vermutlich weitaus höher. Zum Schutz der Menschenrechte, die von Schlepperbanden, durch sklavenartige „Arbeitsverhältnisse“ in den Transitländern sowie durch massive Gewalt, Folter und Vergewaltigung unterwegs jeden Tag vielfach missachtet werden, brauche es eine Vorabklärung der Chancen auf Asyl bereits in den entsprechenden Botschaften der Herkunftsländern, fordert Krahl. Parallel gelte es, aktiv die Fluchtursachen zu bekämpfen, fairen Handel zu fördern und auch in diesem Zusammenhang Maßnahmen gegen den Klimawandel engagiert zu betreiben.

Aktuell wird die Seenotrettung allein von privaten Hilfsorgansiationen betrieben und rein aus Spendengeldern finanziert. Ein Tag der Sea-Eye auf See kostet rund 5000 Euro, ein Tag, an dem das Rettungsschiff in einem Hafen festgesetzt ist, bis zu 7500 Euro. Zum Vergleich dazu: Die täglichen Hafengebühren für ein sehr großes Kreuzfahrtschiff z.B. in Sizilien betragen lediglich 75 Euro. Laut Andreas Krahl brauchen die Hilfsorganisationen kooperative Partner in der europäischen Union, sichere Häfen sowie Schutz vor Einschüchterungen und Behinderungen auf dem offenen Meer, um möglichst viele Menschenleben retten zu können.

Menschen aus dem globalen Süden, die in Europa ankommen, haben dann mit weiteren Hürden zu kämpfen. Die Anerkennung von Ausbildungen und Bildungsabschlüssen ist extrem schwierig, obwohl auf dem hiesigen Arbeitsmarkt großer Fachkräftemangel herrscht und Integration am besten über den Arbeitsalltag funktioniert. Vielleicht ergeben sich durch die Erfahrungen mit Geflüchteten aus der Ukraine neue Wege für ein menschliches Miteinander, hofft Jeroen van Doesburg, Sprecher der Gilchinger Grünen.

Andreas Krahl Im Kinosaal (Foto von Martin Pilgram)

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